“Mobile Geräte” wie Handy oder Tablets nehmen bei den Nutzern und deren Suchverhalten eine immer größere Rolle ein. Da wird schnell mal was “gegoogled” während man in der S-Bahn nach Hause fährt oder man liegt auf der Couch und möchte wissen, was man morgen wohl machen könnte.
Das hat natürlich auch der Suchmaschinenriese Google erkannt und hat am 21. April 2015 seine Richtlinie für die Suchrankings (Einstufung von Webseiten bei Google) geändert. Damit wurden alle Webseitenbetreiber aufgefordert Ihre Webseiten mobile friendly zu gestalten. Mobilfreundlichkeit ist also seit kurzem ein Ranking-Faktor und wer sich nicht daran hält, verliert!
Natürlich gilt das auch für meinen Blog, wie ich schmerzlich erfahren musste. Aber nicht nur für mich gilt das, sondern auch für Planetarien und Sternwarten. Ich habe mir mal 13 Planetariumsseiten und 7 Sternwartenseiten angeschaut.
Was heißt Mobilfreundlichkeit?
Webseiten können heutzutage von diversen stationären und mobilen Geräten (Devices) aufgerufen werden. Die Anzahl der Aufrufe und Suchen über mobile Geräte nimmt ständig zu.
Da ich diesen Blog betreibe und mir natürlich auch die Besucherstatistiken anschauen, kenn ich das Verhalten der Besucher recht gut.
Kamen 2013 (oberes Kreisdiagramm) nur ca. 13,4 % aller Besucher über mobile Geräte und 12,4 % der Besucher über Tablets, waren es im Jahr 2014 (unteres Kreisdiagramm) schon 24,7 % über mobile Geräte.
Das heißt 1/4 aller Besucher des Blogs kommen über mobile Geräte auf den diese Seite. Bei anderen Seiten sind die Verhältnisse noch viel ausgeprägter.
Schaue ich mir die Entwicklung für 2015 an, dann liege ich Stand heute schon bei 27,4% – steigend!
Daher ist es sehr wichtig, dass die Seiten für die mobile Nutzung angepasst werden.
Bisher war die mobile Darstellung für Google kein Ranking-Faktor. Es war also egal ob eine Seite für mobile Geräte optimiert war oder nicht.
Die Beiträge wurde nach Ihrer Relevanz in die Google-Suche eingetragen. Wer nun meint, mit Google müsste man sich nicht auseinandersetzen, der täuscht sich massiv.
Zwischen 60% und 90% der Besucher kommen über die Google-Suche auf die eigene Webseite. Das zeigt auch die Relevanz, sich an einige Regeln von Google zu halten. Schließlich macht es keinen Sinn irgendwo auf Platz 10 der Google-Suche zu landen. Daher habe ich mir natürlich auch die Frage gestellt ob wohl Sternwarten und Planetarien mit Ihren Seiten diesen Regeln entsprechen und habe eine kleine Studie durchgeführt.
Studie zu Webseiten von Planetarien und Sternwarten
Für die Studie verwende ich zwei Tools die Google jedem Anwender zur Verfügung stellt um seine Webseiten zu prüfen.
1. PageSpeed Insight
Das Tool von Google prüft gleich mehrere Dinge. Zum einen spielt hier die Seiten-Ladegeschwindigkeit eine große Rolle. Das soll aber bei der Studie eher eine untergeordnete Rolle spielen und wird nur für die Punktevergabe verwendet. Dabei wird auch nur der Tab “Mobil” verwendet. Der Test geht für den Desktop auch, aber das soll hier nicht betrachtet werden.
2. Test auf Optimierung für Mobilgeräte
Der richtige Test auf Mobilfreundlichkeit geht mit der Google Mobile Friendly Webseite.
Hier werden mehrere Bereiche abgeprüft und das Ergebnis lautet: Ja, Mobilfreundlich oder Nein, nicht Mobilfreundlich.
Google: Test auf Optimierung für Mobilgeräte
Beide Testmethoden zusammen sollten jedem Webseitenadministrator die Möglichkeiten geben zu reagieren.
Studie
Ich habe mir eine ganze Reihe an Planetariums- und Sternwartenwebseiten angeschaut. In der folgenden Tabelle findet man die entsprechenden Namen und Webseiten der Institute.
Planetarien
Name | Punkte ( PageSpeed) | Punkte (Nutzer-erfahrung) | Mobil-freundlich |
Planetarium Berlin (Insulaner) | 57 / 100 | 57 / 100 | NEIN |
Planetarium Hamburg | 54 / 100 | 63 / 100 | NEIN |
Planetarium Wolfsburg | 59 / 100 (60 / 100) | 63 / 100 (62 / 100) | NEIN |
Planetarium Münster | 47 / 100 | 79 / 100 | NEIN |
Planetarium Bochum | 67 / 100 | 64 / 100 | NEIN |
Zeiss Grossplanetarium | 52 / 100 | 62 / 100 | NEIN |
Planetarium Jena | 63 / 100 | 66 / 100 | NEIN |
Planetarium Mannheim | 56 / 100 (57 / 100) | 59 / 100 | NEIN |
Planetarium Nürnberg | 63 / 100 | 63 / 100 | NEIN |
Planetarium Stuttgart | 22 / 100 | 92 / 100 | JA |
Planetarium Wien | nicht messbar | nicht messbar | ??? |
Planetarium Luzern | 44 / 100 | 63 / 100 | JA |
URANIA Planetarium | 68 / 100 | 59 / 100 | NEIN |
In der Tabelle findet man nun die Ergebnisse von 13 Planetarien. Hierbei sind die größten Planetarien aus Deutschland, der Schweiz und Österreich enthalten.
1 Test kann nicht gewertet werden, da hier die Tools melden das es eine Zeitüberschreitung bei der Messung gibt.
2 Seiten haben den Test auf die Richtlinie für Mobile Geräte von Google bestanden. Bei beiden Seiten ist aber auffällig das die Geschwindigkeit der Seite sehr schlecht ist. Warum bei dem zweiten Testsieger die Nutzererfahrung als “Durchgefallen” angezeigt wird, zeigt sich wenn man die Screenshots in den Tools anschaut.
Der PageSpeed-Test scheint hier das mobile Theme im Hintergrund nicht laden zu können. Während der Mobiltest es schon kann.
Sternwarten
Name | Punkte ( PageSpeed) | Punkte (Nutzer-erfahrung) | Mobil-freundlich |
Sternwarte Siebengebirge | 44 / 100 | 100 / 100 | JA |
Archenhold Sternwarte | 50 / 100 | 60 / 100 | NEIN |
Volkssternwarte Urania Jena e.V. | 83 / 100 | 60 / 100 | NEIN |
VdS-Sternwarte und Volkssternwarte Kirchheim e.V. | 60 / 100 | 60 / 100 (61/100) | NEIN |
Volkssternwarte Würzburg e.V. | 81 / 100 | 62 / 100 | NEIN |
Astronomischer Verein Dortmund e.V. und Volkssternwarte | 96 / 100 | 57 / 100 | keine Messung möglich |
Walter-Hohmann-Sternwarte Essen e.V. | 62 / 100 | 62 / 100 | NEIN |
7 Sternwarten habe ich mit den Tools angeschaut und ich denke das Muster ähnelt dem der Planetarien.
Eine Messung konnte nicht durchgeführt werden, da hier die interne robots.txt einfach die Messung blockiert.
Nur bei einer Sternwarten-Seite ist die Messung erfolgreich gewesen. Alle anderen haben hier noch Nachholbedarf.
Messung
Die Messung wurde für jede der obigen Seiten 2x durchgeführt. Dabei wurden erst die Messungen einmal durchgeführt und beim zweiten Mal ging es wieder von vorn los.
Der Hintergrund ist, dass die Server bei hoher Last unterschiedlich reagieren. Sollte bei der zweiten Messung ein Unterschied zur ersten Messung vorhanden sein, wurden die neuen Zahlen in Klammern eingesetzt.
Der Farbcode hierbei bedeutet laut PageSpeed-Inside folgendes:
Rot = dringender Handlungsbedarf. Das Ergebnis wirkt sich direkt auf Seitenleistung und damit auf die Suche aus.
Gelb = Handlungsbedarf, wenn es nicht zu Aufwändig ist
Grün = kein Handlungsbedarf
Bei der Punkteverteilung habe ich das Punktesystem von PageSpeed verwendet. Hierbei bedeutet eine Punktzahl über 85, dass die Seite stark ist und damit auch von der Google-Suche entsprechende Bevorzugung bekommt.
Je höher die Punkte sind desto besser wird die Seite gewertet.
Ergebnisse
Die Tabellen oben zeigen eigentlich schon die Ergebnisse recht deutlich. Hier gibt es noch einmal eine Zusammenfassung der Ergebnisse.
Planetarien
Rund 84% aller Webseiten von Planetarien sind für die mobile Nutzung nicht geeignet und werden seit dem 21.4. damit von Google nicht mehr so hoch eingestuft.
Bei 83% aller gemessenen Seiten gibt es dringenden Handlungsbedarf beim PageSpeed (Seitengeschwindigkeit).
Bei den anderen 17% sollte etwas verbessert werden.
Keine Seite hat den PageSpeed bestanden.
Der schlechteste Punktwert liegt bei 22 Punkten von 100 und der beste bei 68 Punkten.
Sternwarten
Rund 84% der Webseiten von Sternwarten sind für die mobile Nutzung nicht geeignet.
Bei 4 Seiten besteht dringender Handlungsbedarf. Das entspricht 66% aller Seiten.
2 Seiten sollten schauen ob diese noch verbessert werden. Nur eine Seite bedarf keiner Handlung. Diese fällt aus der Wertung aber heraus, da hier ein PopUp für die schnelle Ladezeit der Seite sorgt.
Der schlechteste Punktewert bei diesem Test liegt bei 44 Punkte, der Beste bei schönen 92 von 100 Punkten.
Fazit
Das Fazit ist meiner Meinung nach erschreckend. Vor allem die offiziellen Häuser oben, die Besucher im Planetarium oder der Sternwarte haben möchten, sollten sich hier mit Webentwicklung und Suchmaschinenoptimierung beschäftigen.
Wer die Seite hat erstellen lassen, sollte noch einmal mit den Webentwicklern sprechen. Es ist m.M. nach immens wichtig die neuen Medien zu nutzen, aber auch zu verstehen wie diese funktionieren.
Natürlich ist der Range der Sternwarten und Planetarien oben noch nicht groß genug, aber es zeigt sehr deutlich wo die Engpässe liegen. Je mehr Häuser ich in den Test einbauen desto schlechter werden die Gesamtergebnisse.
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