Vor fast genau einem Jahr, am 13. April 2016, habe ich den ersten Artikel zur Astrofotografie mit dem Smartphone (Bloglink) geschrieben.
Dabei habe ich die Techniken vorgestellt und welche Hardware man dazu braucht. Wer ein Teleskop besitzt, kann damit am einfachsten in die Astrofotografie einsteigen. Und mit ein wenig Geduld und Übung gelingen damit wirklich erstaunliche Bilder.
Heute kann man mit einem Smartphone (Handy) am Teleskop aber noch einiges mehr machen. In Zeiten von Social-Media erlaubt das Handy einem direkt die Ergebnisse Live der Welt zu präsentieren. Live-Streaming ist mittlerweile in allen größeren Netzwerken angekommen.
Auch das habe ich Gestern in einer klaren Nacht ausprobiert und möchte davon berichten.
Vorbereitung auf einen Astro-Abend
Gestern, am 09.04.2017, gab es einen wundervollen klaren Abend und die Nacht sollte auch klar bleiben. Also habe ich meine Ausrüstung zusammengesucht und war schon am frühen Abend vorbereitet. Der Mond ist 1 Tag vor dem Vollmond natürlich am Abendhimmel zu sehen. Er steht eben direkt Gegenüber der Sonne und geht damit bei Sonnenuntergang auf.
Ziel war die Smartphone-Fotografie sowohl am 4-Zoll-Refraktor (Küchentisch) und auch am 10-Zoll-Newton (unten links im Bild).
Beides mal wurde das Handy mittels eines Smartphone-Adapters von Omegon (Omegon Smartphone-Adapter beim Astroshop) auf ein Okular gesteckt und damit sind dann alle Bilder des Artikels entstanden.
Betrieben wird alles auf einer EQ6-Goto-Montierung und ist damit hinreichend stabil. Der 4-Zöller steht darauf bombenfest und der 10er ist ebenso stabil um Fotos hinzubekommen.
Am frühen Abend habe ich alles auf dem Balkon aufgebaut und konnte schnell den Mond ins Visier nehmen. Eigentlich wollte ich Fotografieren und das auch ganz in Ruhe.
Ich kam aber auf die grandiose Idee doch mal den Livestream auszuprobieren. Also habe ich das Handy auf den Adapter gepackt und alles an den 4-Zöller angeschlossen.
Livestreaming mit über 500 Besuchern in 15 min
Das ein solcher Livestream von einem fast vollen Mond so einschlägt, hätte ich niemals erwartet. Nach kürzester Zeit gab es auf Facebook fast 170 Besucher.
Und ich habe den Mond nur ca. 15 Minuten gezeigt. Schließlich war das Ziel ja ein anderes für den Abend.
Das Live-Video vom Mond kann man hier noch einmal anschauen.
Bis heute um 15:00 Uhr wurde das Video schon ganz 513 mal aufgerufen und da ich meinen Twitter-Followern nun schuldig war, den Mond auch zu zeigen habe ich gleich noch einen Livestream über Twitter (Periscope) rangehangen. Die Resonanz war toll und es kamen echt viele Fragen über Kommentare oder über Tweets.
Ein tolles und sehr einfaches Mittel die Astronomie zu verbreiten und die Begeisterung über das gesehene zu teilen.
Bei Twitter sah das ganze so aus (Screenshot):
Im späteren Verlauf habe ich noch Jupiter versucht zu Streamen, aber da verlässt mich die Kamera der Netzwerke ein wenig. Hier muss ich mir noch etwas einfallen lassen und über andere Möglichkeiten nachdenken.
Astrofotografie mit dem Smartphone
Nachdem Erfolg der Streams und doch einiger Zeit in den Social-Media-Kanälen, ging ich dem eigentlichen Ziel nach. Astrofotografie mit dem Handy.
Hier habe ich begonnen einige Einzelaufnahmen des Mondes zu machen und mit der Ausrüstung zu spielen. Zum Einsatz kamen unterschiedliche Okulare und Barlowlinsen.
Außerdem musste ich mich an meine APP erst einmal gewöhnen. Ich verwende hier die APP Night Cap Pro (kostenpflichtig). Dort kann ich ISO-Werte, Belichtungszeiten, Weißabgleich und auch den Fokus der Kamera per Hand justieren und kein Automatismus pfuscht mir dazwischen.
Die ersten Ergebnisse damit sehen sehr gut aus. Mond geht auf jeden Fall sehr gut damit. Beim Jupiter gab es dann schon erste Problemchen.
Im 4-Zöller (Refraktor) fällt natürlich der Farbsaum sofort auf. Das liegt an der Bauweise der Refraktoren und an den Linsen. Es ist ja schließlich kein APO und daher muss man damit Leben.
Im 10-Zoll-Newton verschwindet der Farbfehler natürlich aus dem Bild. Er bildet den Mond sehr klar ab und daher kann ich einen Newton zur Handyfotografie auch wärmstens Empfehlen.
Einzelbilder vom Jupiter machen dabei nur sehr wenig Sinn. Man kann natürlich auch 30-40 Einzelbilder aufnehmen und diese dann später überlagern. Dabei muss man aber sehr schnell sein, da der Jupiter sich sehr schnell dreht und man daher schnell die Details verlieren kann.
Daher habe ich die Videofunktion der oben genannten APP verwendet und den Jupiter mit einer Barlow-Linse gefilmt.
Filmt man den Jupiter, kann man die Bilder später ganz Normal bearbeiten. In der Artikelserie Vom Planetenvideo zum fertigen Astrobild (Anleitung Astrofotografie) – Teil 1: Analyse und stacken in Autostakkert2 & Vom Planetenvideo zum fertigen Astrobild (Anleitung Astrofotografie) – Teil 2: Schärfen mit Registax6 habe ich den Weg schon beschrieben. Nichts anderes macht man nun mit den aufgenommenen Videodaten auch.
Das Ergebnis finde ich persönlich noch nicht wirklich gut. Mein Vorbild hier ist Andrew Symes von Petapixel. Dort sieht man auf seinem Blog das Potential der Smartphone-Astrofotografie sehr gut. Der Artikel Smartphone Astrophotography: How I Capture the Moon and Planets with My Phone inspirierte mich bis heute.
Endergebnisse
Nun aber zu meinen Endergebnissen mit der Smartphone-Astrofotografie.
Mond am 10-Zoll-Newton mit Handyadapter und leichter Nachbearbeitung.
Jupiter am 10-Zoll-Newton mit 5x-Barlow und Handyadapter.
Ich habe mir für das Jahr 2017 verstärkt die Smartphone-Nutzung am Teleskop vorgenommen. Mit den Livestreams über das Handy wird die Sache natürlich nochmal interessanter.
Habt Ihr den schon Erfahrungen mit dem Smartphone am Teleskop gemacht? Dann lasst mich das wissen und schreibt einen Kommentar hier oder direkt an mich. Ich würde gern von Euch lernen und natürlich interessiert Eure Erfahrung auch den ein oder anderen Leser des Blogs.
Tipps für Autostakkert!2 – Anwender
Ich stacke meine Videos mit Autostakkert!2 und habe damit gute Erfahrungen gemacht. Das Videoformat, welches aus meinem Handy kommt, kann aber die Software nicht lesen. Hier hilft der Encoder ffmpeg. Diesen kann man sich für Windows (32bit oder 64bit), Mac oder Linux herunterladen und legt die Exe-Datei einfach in das Autostakkert-Verzeichnis.
Diese wird von Autostakkert erkannt und das Video wird umgewandelt und gelesen. Das funktioniert meistens sehr gut.
Zur Webseite: ffmpeg.org
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Hallo, das Gleiche hatte ich mit meinem NexStar C8 und dem iPhone versucht. Mein Jupiter sieht ähnlich aus. Da geht aber meiner Meinung nach noch mehr. Zum Konvertieren des Videos habe ich den PPID Video Converter genommen. Es ist erstaunlich, was AutoStakkert aus den Videodaten holt. Dank Deines Blogs war ich mit dem Programm gut klar gekommen.
Bernhard, es freut mich wenn es bei Dir geklappt hat und wenn mein Blog helfen konnte umso mehr.
Kann man Deine Ergebnisse irgendwo sehen?
LG
Stefan
Hallo, auch ich muss ein Lob für Ihren Blog aussprechen. Jetzt weiß ich auch endlich wie ich am besten mit Autostakkert!2 umgehen kann. Vielen Dank!